Das Thema Steueroptimierung ist sowohl für neue als auch für etablierte Unternehmen umfangreich und wichtig. Doch obwohl seine Bedeutung allgemein bekannt ist, zahlen viele deutsche Firmen mehr Steuern, als eigentlich nötig wäre. Der Grund: Die Vielfalt an Möglichkeiten, Ausgaben steuermindernd geltend zu machen, ist so groß, dass selbst erfahrene Unternehmer häufig nicht alle Optionen berücksichtigen.
Gerade am Anfang, wenn das Wissen über effektive Steuerstrategien noch begrenzt ist, können die Steuerausgaben unnötig hoch ausfallen. Dadurch fließt unbemerkt Geld in die Kassen des Staates. Nicht selten handelt es sich um mehrere tausend Euro, die unnötig verschenkt werden. Wie Unternehmen aufhören, jedes Jahr Geld an den Staat zu verschenken, verrät Steuerexperte Stefan Genßler in diesem Gastbeitrag.
Steueroptimierung: Korrekte Fahrzeugnutzung und passende Rechtsform
Eine gründliche Analyse der typischen Bereiche, in denen Unternehmen oft unnötig hohe Steuerzahlungen leisten, zeigt, dass leicht Summen von etwa 30.000 Euro verloren gehen können, wenn Unternehmen ihre steuerlichen Möglichkeiten nicht optimal nutzen. Dabei muss es nicht unbedingt kompliziert sein, Steuern zu sparen – man muss nur wissen, welche Aspekte dabei von Bedeutung sind.
Ein einfacher, aber wirkungsvoller Ansatz zur Steueroptimierung liegt darin, Firmenfahrzeuge richtig zu handhaben, da sie durch die Ein-Prozent-Regel schnell teuer werden können. Diese pauschale Regel sieht vor, dass monatlich ein Prozent des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs als geldwerter Vorteil versteuert wird – unabhängig davon, wie oft das Fahrzeug tatsächlich privat genutzt wird. Mit der Wahl der passenden Rechtsform, so zum Beispiel einer GmbH oder UG, können Firmenfahrzeuge oft vollständig in die Betriebsausgaben aufgenommen werden, solange sie überwiegend geschäftlich genutzt werden. Durch die richtige Gestaltung – so zum Beispiel als Poolfahrzeug – kann die private Nutzung vermieden und die pauschale Versteuerung umgangen werden.
Und auch sonst hat die Rechtsform eines Unternehmens großen Einfluss auf die Steuerlast. Viele Unternehmen starten als Einzelunternehmen oder GbR, ohne zu erkennen, dass diese Rechtsformen steuerlich nachteilig sind, sobald das Geschäft wächst. Der Umstieg auf eine GmbH kann für die Steueroptimierung große Vorteile bringen, da Gewinne in der GmbH mit etwa 15 Prozent Körperschaftssteuer besteuert werden, was oft unter dem persönlichen Einkommensteuersatz von bis zu 45 Prozent liegt.
Internationale Standortwahl und lokale Gewerbesteuerhebesätze
Zudem sollten Unternehmer über die Gründung einer Betriebsstätte oder Tochtergesellschaft im Ausland nachdenken. In Spanien zum Beispiel liegt der Körperschaftssteuersatz bei 25 Prozent, was im Vergleich zu den etwa 30 Prozent in Deutschland deutliche Einsparungen ermöglicht. Durch die Gründung einer Holdinggesellschaft in Spanien kann zudem die Steuerbelastung auf Gewinnausschüttungen reduziert werden. Das ist besonders für Unternehmen mit internationalen Geschäften von Vorteil. Auch Dubai bietet steuerliche Vorteile – jedoch ist es wichtig, die rechtlichen Anforderungen im Vorfeld genau zu prüfen, insbesondere hinsichtlich der Substanzanforderungen und Doppelbesteuerungsabkommen. Der Zugang zum europäischen Markt könnte erschwert sein, wenn eine physische Präsenz in Dubai nicht nachweisbar ist.
Auch der Standort des Unternehmens innerhalb Deutschlands kann große Unterschiede bei den Steuern machen, weil die Gewerbesteuer je nach Kommune stark variiert. In München zum Beispiel beträgt der Gewerbesteuerhebesatz stolze 490 Prozent, während er in kleineren Gemeinden oft unter 300 Prozent liegt. Durch die Wahl eines Standorts mit niedrigem Hebesatz in ländlichen oder strukturschwachen Regionen können Unternehmen durch die Steueroptimierung von niedrigeren Steuersätzen profitieren – und dadurch erhebliche Einsparungen in Höhe von mehreren Tausend Euro erzielen.
Gezielte Gewinnverschiebung und intelligentes Mitarbeitermanagement
Eine weitere Möglichkeit zur Steueroptimierung besteht darin, Gewinne gezielt zu verschieben. Wenn Unternehmen Gewinne für Investitionen nutzen, können sie dadurch in Jahren mit starken Gewinnschwankungen ihre Steuerlast senken. Verluste aus einem Geschäftsjahr können mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden, um die Steuerlast in den folgenden Jahren zu reduzieren.
Darüber hinaus lassen sich durch eine geschickte Nutzung von Abschreibungen Steuern optimieren. Dabei können Unternehmen zwischen verschiedenen Abschreibungsmethoden wählen. In Wachstumsphasen empfiehlt sich die degressive Abschreibung, die in den ersten Jahren höhere Abschreibungsbeträge ermöglicht. Kleine und mittelständische Unternehmen können zudem Sonderabschreibungen von bis zu 20 Prozent auf Investitionen vornehmen, was eine gute Möglichkeit der Steueroptimierung ist, weil es die Steuerlast weiter senkt.
Zu guter Letzt können Arbeitgeber statt Gehaltserhöhungen steuerfreie oder steuerbegünstigte Zuwendungen wie Sachbezüge, Essenszuschüsse oder Kinderbetreuungskosten anbieten. Diese Leistungen sind für Arbeitnehmer oft steuerfrei und für den Arbeitgeber abzugsfähig. Auch eine gezielte Förderung der betrieblichen Altersvorsorge kann dabei helfen, Sozialabgaben zu sparen. Darüber hinaus können Kosten für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen steuerlich abgesetzt werden, um die Lohnsteuerlast und die Sozialabgaben zu senken.
Über Sebastian Genßler:
Sebastian Genßler ist Gründer und Vorstand der MS Luxury Collection eG. Als Wirtschaftscoach unterstützt er Unternehmer und Selbstständige dabei, ihre Unternehmensstruktur zu optimieren und legal Steuern zu sparen. Zusammen mit einem Team aus Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Rechtsanwälten bietet er vernetzte Dienstleistungen aus Konzeption und Umsetzung an. Die MS Luxury Collection eG berät Kunden zum Thema Steuergestaltung und setzt das Ganze auch gemeinsam mit ihnen um. Mehr Informationen dazu unter: https://www.msluxury.de/.
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