Cannabis-Aktien erfreuen sich mittlerweile einer gewissen Beliebtheit. Geld investieren in Cannabis-Aktien, lohnt sich das wirklich oder doch nicht? Der Marktanalyst von CMC Markets, Konstantin Oldenburger, hat sich heute in seiner Analyse dieser Frage angenommen.
Cannabis-Aktien – Können sie auf einer blauen Welle mitsurfen?
„Im Gleichklang mit dem wachsenden Vorsprung des demokratischen Herausforderers Joe Biden im Kampf um das Präsidentenamt in den USA stiegen im Oktober auch die Aktienkurse der Unternehmen aus der Cannabis-Branche. Der wichtigste und bekannteste ETF in diesem Segment, Horizons Marihuana Life Sciences, konnte in den vergangenen vier Wochen um rund 13 Prozent zulegen. Große Unternehmen wie Canopy Growth, Aphria oder Tilray stiegen auf Niveaus, die sie monatelang nicht mehr erreicht hatten.
Erstes TV-Duell sorgt für Kursfantasie
Der klare Katalysator für die starke Performance im Oktober war das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump am 7. Oktober. Investoren honorierten die gute Performance des Demokraten und den anschließenden Ausbau seines Vorsprungs vor Amtsinhaber Donald Trump mit Engagements in Unternehmen aus der Cannabis-Industrie, das Plus im Branchen-ETF allein in der Woche darauf rund 12 Prozent. Eine bedeutende Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Vize-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Senatorin Kamala Harris. Ihr Ziel ist es, Marihuana/Cannabis zu entkriminalisieren, sollten die Amerikaner Biden in der kommenden Woche ins Weiße Haus wählen.
Entkriminalisierung ist noch keine Legalisierung
Aus Investorensicht allerdings sollte die Aussicht lediglich auf eine Entkriminalisierung noch nicht so viel bedeuten, wie der jüngste Anstieg in den Kursen der Cannabis-Produzenten vermuten lässt. Immerhin ist ein solcher Schritt noch immer weit von einer völligen Legalisierung von Marihuana/Cannabis entfernt, die sich die Industrie so verzweifelt wünscht. Solange diese nicht auf Bundesebene erfolgt und die Regierung nicht alle Beschränkungen für die Industrie aufhebt, werden es die Unternehmen schwer haben, große Umsatz- und Gewinnsprünge zu erzielen. Und für kanadische Produzenten wie Canopy Growth dürfte ohne diese Legalisierung ein Zugang zum US-Cannabismarkt ebenfalls schwierig bleiben. Mit einer Entkriminalisierung könnten die Unternehmen aber zumindest ein paar neue Wege beschreiten. Es würde ihnen die Türen zu mehr Forschung und dafür öffnen, dass die Großbanken mit den Cannabis-Firmen Geschäfte machen können. Viele Firmen in der Branche arbeiten derzeit noch auf Bargeldbasis, weil sie nicht so ohne weiteres Bankdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Aber in der Summe bleibt eine reine Entkriminalisierung immer noch hinter dem zurück, was Marihuana-Produzenten und deren Investoren anstreben. Solange die Regierung nicht alle Barrieren für Cannabis beseitigt, wird die Industrie Schwierigkeiten haben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Der richtige Zeitpunkt, zu investieren?
Die Möglichkeit, dass Joe Biden der neue US-Präsident wird und sich dadurch für die Cannabis-Industrie neue Chancen ergeben, sollte für Anleger nicht der ausschlaggebende Grund sein, in diesen Sektor zu investieren. Nichtsdestotrotz gilt es, die politische Landschaft in diesem Zusammenhang zu beobachten. Fünf US-Bundesstaaten könnten in den nächsten Monaten Marihuana/Cannabis in irgendeiner Form legalisieren. Wähler in Montana, Arizona, New Jersey und South Dakota werden darüber entscheiden, ob der Konsum von Cannabis in ihren jeweiligen Staaten erlaubt werden soll. South Dakota entscheidet sowohl über medizinisches Marihuana als auch über den freizeitlichen Marihuana-Konsum, Missouri über die Zulassung für medizinische Zwecke. Sollten diese Abstimmungen dazu führen, dass mehr Märkte für Cannabis-Produzenten erschlossen werden, dürfte dies zweifellos zu einem höheren Wachstum führen. Es könnte also in den kommenden Wochen einige positive Nachrichten für die Cannabis-Industrie geben, je nachdem wie die Wähler an der Urne entscheiden.
Das technische Bild
Auf den Hype im Jahr 2018 folgte die traurige Erkenntnis, dass die Kurse von Cannabis-Aktien nicht in den Himmel wachsen. Dafür sind auch in dieser kontrovers diskutierten Branche früher oder später Faktoren wie steigende Umsätze und Gewinne wichtig. Am Kursverlauf des Horizons Marihuana Life Sciences ETFs lässt sich der dramatische Abverkauf der Cannabis-Aktien deutlich ablesen. Mit der kleinen Rally im Oktober konnte das Tief bei 4,34 US-Dollar aus dem März 2020 verteidigt werden. Gelingt eine Stabilisierung und kann der Bereich bei 8,30 US-Dollar überschritten werden, wäre ein weiterer Anstieg in Richtung 13,40 bis 13,80 US-Dollar möglich. Dieser Bereich kennzeichnet den großen Unterstützungsbereich, der Ende 2019 gebrochen wurde und nun als Widerstand fungiert. Unter dem Oktobertief bei 5,58 US-Dollar besteht jedoch die Gefahr, dass das Tief bei 4,34 US-Dollar erneut getestet und unterschritten wird.“
Quelle: CMC Markets