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Die Commerzbank – ein Spielball der europäischen Finanzpolitik?

Die Diskussion um eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische UniCredit hat in den vergangenen Monaten die deutsche Finanzszene in Aufruhr versetzt. Während die Politik scheinbar ratlos agiert, verfolgt die UniCredit ihre Ziele mit Entschlossenheit.

Ein Wechselbad der Gefühle

Die deutsche Banklandschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Fusionen und Übernahmen erlebt. Dabei stieß die Idee eines Zusammenschlusses deutscher Institute, wie beispielsweise der Commerzbank mit der Deutschen Bank, immer wieder auf Skepsis. „Eine Fusion wurde zwar als eine Möglichkeit gesehen, den deutschen Bankensektor in Anbetracht der Dominanz der Wall Street zu stärken, jedoch scheiterte sie, da die Herausforderungen bei der Schaffung einer großen internationalen Bank die Vorteile überwogen.“, schreibt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets, in seiner heutigen Einschätzung der Übernahme.

Die Commerzbank selbst hat in den vergangenen Jahren schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen. „Die Commerzbank wie auch ihre Mitarbeiter haben schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen.“ Dennoch wurde eine Übernahme durch eine größere europäische Bank immer wieder gefordert. „Doch ist eine Übernahme durch eine größere europäische Bank genau das, was in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert wurde.“

Der Staat am Absprung bei der Commerzbank?

Die Finanzkrise zwang den Staat zu einer Rettung der Commerzbank. Nun, da sich ein potenter Käufer gefunden hat, könnte ein Teil der eingesetzten Gelder zurückfließen. „Dem Staat und dem Steuerzahler müsste eigentlich ein Stein vom Herzen fallen, da sich jetzt ein potenter Interessent aus der Deckung wagt und die Commerzbank übernehmen will.“ Allerdings darf die Übernahme nicht zulasten der Steuerzahler gehen. „Risiken und Eingliederungskosten dürften dabei aber nicht auf die Steuerzahler abgeladen, sondern müssten komplett durch den Käufer getragen werden.“

Politische Doppelzüngigkeit

Die deutsche Politik scheint in dieser Frage orientierungslos. „Nach großer Erleichterung sieht es allerdings derzeit nicht aus. Dies zeigt die politische Doppelzüngigkeit und den fehlenden Plan der Politik für die Commerzbank.“ Der Verkauf eines Anteils an die UniCredit ohne nennenswerten Aufschlag wird als Fehler gewertet. „Klar ist, dass sich die Politik mit ihrem naiven Verkauf von fünf Prozent der Anteile ohne nennenswerten Aufschlag ein Eigentor geschossen hat.“

Ein europäischer Champion?

Unicredit-Chef Andrea Orcel verfolgt seine Pläne mit Entschlossenheit. „Die Ruhe und Entschlossenheit, mit der Unicredit-Chef Andrea Orcel die Übernahme der Commerzbank vorantreibt, obwohl er nahezu das gesamte politische und wirtschaftliche Establishment in Deutschland gegen sich weiß, zeugt dabei mehr von Weitsicht und Planung.“ Eine Fusion beider Banken könnte zu einer der größten europäischen Banken führen. „Durch eine Fusion mit den Italienern würde eine der größten europäischen Banken entstehen, die ihre Stärken in den wichtigsten Volkswirtschaften vereint.“

Die Commerzbank: Wo geht die Reise hin?

Die Zukunft der Commerzbank ist ungewiss. Während die deutsche Politik zögert, verfolgt die UniCredit ihre Übernahmepläne. Eine Fusion könnte zu einem europäischen Bankenriesen führen, birgt aber auch Risiken. Die Frage ist, ob Deutschland die Kontrolle über eine seiner wichtigsten Banken abgeben wird und ob eine solche Übernahme letztlich im Interesse der deutschen Wirtschaft ist.

Die Commerzbank, einst ein Symbol deutscher Wirtschaftskraft, steht nun an einem Scheideweg. Die Entscheidung über ihre Zukunft wird weitreichende Folgen haben.

Die Zitate in diesem Artikel stammen allesamt von Marktanalyst Konstantin Oldenburger (CMC Markets).

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